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Ahoi liebe Freunde des gepflegten Haarschnittes.

 

Eigentlich wollte ich hier gar nicht so direkt darauf eingehen, was hier so alles passiert ist.

Da ich aber in den vergangenen Tagen mehrere wütende, teils beleidigende Mails von Gästen erhalten habe, in welchen sich beschwert wurde, dass man über die aktuelle Situation nicht informiert wurde und das man aufgrund meiner Antworten der Meinung ist zu verstehen, wieso Mitarbeiter das weite suchen würden, was  für mich eine Frechheit ist, hier ein kurzes Statement, wieso man derzeit schwierig Termine bei uns / mir bekommt und was passiert ist:

 

Fakt ist, dass alle Barbiere gekündigt und das Schiff verlassen haben.

 

Dies kann man natürlich so auslegen, dass ich ein grandios schlechter und unsympathischer Chef bin.

Man kann sich aber auch die Mühe machen, den Kopf zu benutzen und nachfragen, wie das geschehen kann, war man doch ein erstklassiges Team.

 

Für das Verständnis muss man hier ein wenig zurückspulen...

 

Und zwar in den Februar 2020.

Ich weiß, viele haben es bereits vergessen und verdrängt, aber alle Menschen Weltweit standen vor einer riesigen Herausforderung mit extremer Ungewissheit.

Im Volksmund bekannt, als Corona-Pandemie.

Diese hatte zur Folge, dass das Leben teilweise still stand und niemand auch nur ansatzweise eine Planungssicherheit hatte.

 

Ich stand also am Scheideweg, ob ich alle Angestellten entlasse, so wie es mir von vielen geraten und von vielen Kollegen umgesetzt wurde, oder ob ich die Anstrengung auf mich nehme, alle mitzunehmen.

Aufgrund meiner sozialität habe ich mich für zweiteres entschieden und würde dies auch immer wieder tun.

Und anstelle zu schrumpfen habe ich sehr viel Geld investiert und einen neuen Laden gebaut, damit wir in der Lage sind, Mindestabstände einzuhalten.

Auch die Steuerentlastungen habe ich an Euch weitergegeben, was ebenfalls niemand anderes getan hat.

Von kostenlosen Corona-Tests zum Friseurbesuch ganz abgesehen.

 

Ich habe es also realisiert, dass niemand Coronabedingt gekündigt werden, oder langfristig in Kurzarbeit musste.

Denn auch unsere Crew hat monatliche Ausgaben und ich habe den Druck auf meine Schultern genommen, um die Köpfe der Angestellten frei zu halten, damit Sie Euch weiterhin den bestmöglichen Service anbieten können.

 

Die Belastung lag auch nicht an insgesamt sechs Monaten Schließzeit, in welchen die Crew frei hatte und mich um Umbaumaßnahmen gekümmert habe, sondern viel mehr an den Nachwirkungen, bei denen viele Menschen Angst hatten zum Friseur zu gehen, oder aber die Notwendigkeit nicht sahen, da man sich dauerhaft im Homeoffice befand und am Wochenende nicht ausgehen konnte/durfte, weshalb die Frisur nur zweitrangig war.

 

Das Ende ist, dass wir im Team sogar gewachsen sind, anstatt uns zu verkleinern.

Es hat jeder zu jeder Zeit pünktlich seinen Lohn erhalten, während ich monatelang von erspartem gelebt habe.

 

Da sämtliche Finanzreserven irgendwann restlos aufgebraucht waren, und die Ausgaben im gegenspiel mit den Einnahmen, auch zu Euren Gunsten, sehr knapp kalkuliert waren, da wir während der Energiekriese dann auch noch die Preise für Euch gesenkt haben, habe ich im Jahr 2022 die Einleitung eines Insolvenzverfahrens beantragt, um zu gewährleisten, dass keine Arbeitsplätze gefährdet sein würden.

Dies bedeutet, dass ich vom Amtsgericht Hamburg lediglich einen Unternehmerunterhalt an der Grenze der Sozialhilfe zugesprochen bekam, während alle Mitarbeiter überdurchschnittlich entlohnt wurden.

 

Jetzt, im Mai 2025, fünf Jahre nachdem ich mich bewusst entschied allen zu helfen, nur mir nicht, hat sich unser Mitarbeiter Enes selbstständig gemacht und einen eigenen Barbershop eröffnet, was ich persönlich erstmal toll finde.

Was jedoch nicht toll ist, ist die Tatsache, dass Er mit, für mich, utopischen Lohnversprechungen jenseits der von mir angebotenen 3.500,00 € brutto im Monat, die gesamte Crew abgeworben hat und alle sämtliche Dankbarkeit und Loyalität vermissen lassen.

Was ich jedoch als noch schlimmer ansehe ist, dass sich einige von Ihnen, noch während Ihrer Beschäftigung beim Hansebarbier, an Euren bei mir hinterlegten Daten bedient haben um gezielt Gäste anzuschreiben und Werbung für das Geschäft Ihres neuen Arbeitgebers zu machen.

 

Dieses Vorgehen ist weder fair, loyal noch rechtlich in Ordnung.

 

Wenn Ihr jedoch von solchen Menschen bedient werden möchtet, kann und möchte ich Euch nicht auf- oder abhalten.

 

Das Ende ist, dass man mir binnen eines Monats die gesamte Unternehmensgrundlage entzogen hat und ich mich nunmehr neu erfinden muss, welches gerade umgesetzt wird.

 

Hierdurch und durch diverse Abgänge kommt es eben derzeit zu Terminverschiebungen oder -absagen, was mir sehr leid tut, jedoch derzeitig nicht verhinderbar ist.

 

Ich freue mich riesig über unglaublich viel Zuspruch und Hilfsangebote von vielen von Euch und hoffe, dass Ihr die Situation hierdurch ein wenig mehr einschätzen könnt.

 

Moin,

 

 

Felix Preiß